Interessengemeinschaft deutsche Tauschringe

Gemeinsamkeit macht stark
Interessenvertretung und Lobbyarbeit – eine Vision?
Unter dieser Überschrift wurde auf dem BATT 2012 der Entwurf für gemeinsame Leitlinien vorgestellt. Der war während der Vorbereitung des Treffens von einem Teil des BATT Organisationsteams gemeinsam mit dem Vorstand des VzFbE für das Bundesarbeitstreffen erarbeitet und abgestimmt worden. Dabei hatten sich alle Beteiigten mit Hilfe einer Internetrecherche vor allem an den aktuellen Ziel- und Grundlagentexten der aktiven Tauschringe orientiert.
Alle Punkte wurden in der Samstags-Veranstaltung einzeln diskutiert und zum Teil auch abgeändert. Am Ende wurde spontan die Idee zur Gründung einer Interessengemeinschaft geboren. Die abgestimmten Leitlinien wurden am Sonntag (30.10.12) im Plenum allen TeilnehmerInnen präsentiert, worauf noch mehr TeilnehmerInnen ihr Interesse an einer Mitarbeit bekundet haben.
Nachfolgend die erarbeiteten Leitlinien (am Textende auch als PDF zum Download verfügbar):

Was zeichnet ein Tauschsystem aus?
In Tauschringen werden Nachbarschaftshilfe, Bürgerengagement und zeitlich begrenzte Dienstleistungen auf freiwilliger Basis von und für Bürgerinnen und Bürger angeboten.

Die folgenden Punkte zeichnen Tauschringe grundlegend aus:

  • Aktivierung und Stärkung von Selbst- und Nachbarschaftshilfe.
  • Angebote und Nachfragen, die auf den Talenten und Fähigkeiten unabhängig von den erlernten oder ausgeübten Berufen der Mitglieder beruhen.
  • Die Mitglieder sind gleichberechtigt und geben ihm eine demokratische Struktur.
  • Leistungs- und/oder Warenaustausche, die durch Eigeninitiative der Mitglieder selbstbestimmt zu Stande kommen. Das Tauschsystem stellt den technischen und organisatorischen Rahmen zur Tauschfunktion zur Verfügung.
  • Eine eigene lokale Wertschätzungseinheit, die überwiegend begrenzt zirkuliert und auf dem Anspruch der Gleichwertigkeit der Lebenszeit seiner Mitglieder basiert.
  • Sämtliche Konten werden zinslos geführt. Aspekt: Ausgeglichenes Geben und Nehmen. Umlaufsicherungen und Regulierungsmechanismen sind möglich.

Vorschläge für gemeinsame Leitziele

  • Stärkung des Wohnumfeldes
  • Bereicherung der Alltags- und der Lebensgestaltung
  • Gegenseitige Vernetzung der Bürgerinnen und Bürger
  • Stärkung und Förderung der sozialen Engagements
  • Ergänzung der Altersvorsorge

Mitgliedschaft für Tauschsysteme im VzFbE e.V.

Die Vorteile:

  • Beratung und Unterstützung für alle Tauschsysteme, auch vor Ort.
  • Politische Lobbyarbeit nach den jeweils gültigen Leitlinien.
  • Schulungen und Seminare für die tägliche Tauschsystemarbeit.
  • Jedes Tauschsystem kann die Angebote des Vereins in Anspruch nehmen.
  • Mitglieder zahlen bei kostenpflichtigen Dienstleistungen den halben Preis.

Was müssen Tauschsysteme dafür tun?

  • Tauschsysteme können unabhängig von ihrer Rechtsform für 2 Jahre Mitglied auf Probe werden. Voraussetzung ist die Wahl einer/s Delegierten durch die Mitglieder für diese Zeit. Für die weitere Mitgliedschaft muss das Tauschsystem die für sie gewählte demokratische Rechtsform angeben. (z.B. nicht eingetragener Verein mit Satzung).
  • Der Mitgliedsbeitrag für Tauschsysteme beträgt bis auf weiteres: 1,00 Euro pro Jahr und Tauschsystem-Mitglied.
  • Tauschsysteme ohne €-Einnahmen können in Verrechnungseinheiten bezahlen. Patenschaften für solche Fälle können auch von anderen Tauschsystemen übernommen werden.
  • Mitgliedschaften von Einzelpersonen sind möglich.

Tauschsysteme brauchen eine Lobby!
Sozialer Zusammenhalt und lokale Ökonomie durch Förderung und Ausbau von Tauschsystemen

Vorrangige Ziele der Tauschsysteme sind, im sozialen und gesellschaftlichen Bereich, die Stärkung und der Erhalt lokaler Strukturen. Gleichzeitig stärken sie auch die lokalen Ökonomie. Vor dem Hintergrund der begonnen Energiewende birgt dieser Bereich enormes Potenzial. In den Bereichen der Nachbarschaftshilfe, der sozialen und ökonomischen Selbsthilfe, der Gemeinwesenentwicklung und des nachhaltigen Wirtschaftens sind Tauschsysteme Modellprojekte mit einem hohen Nachhaltigkeitspotential für die Gesamtgesellschaft. Für die notwendige Neuorientierung auf allen gesellschaftlichen Ebenen leisten Tauschsysteme dabei wichtige Beiträge.

In allen Tauschsystemen wird zumindest ansatzweise ein neues Verhältnis von Arbeit und Leben gelebt. Das ist im Zusammenhang von demografischer Entwicklung und der andauernden Finanz- und Wirtschaftskrise eine vielversprechende Zukunftsstrategie. Unabhängig von bestehenden (traditionellen) Kriterien des Arbeitsmarktes können hier eigene Fähigkeiten entdeckt und für sich und andere nutzbar gemacht werden.

Angeblich weniger qualifizierte Arbeit, höher qualifizierte Arbeit, Kopf- und Handarbeit, sogenannte Frauen- und Männerarbeit oder berufliche Hierarchien werden im Tauschsystem neu eingeordnet. Die bisher übliche alleinige Existenzsicherung durch Erwerbseinkommen wird in den Tauschsystemen um eine eigene, selbstbestimmte Existenzsicherung ergänzt.
Die gründet sich vorrangig auf soziale Beziehungen, Vertrauen und Solidarität. Die Qualität einer Leistung oder Tätigkeit wird dabei um die grundlegenden Bedingungen menschlichen Zusammenlebens erweitert.

Tauschsysteme haben damit begonnen, für ihre Mitglieder ein eigenes, zukunftsfähiges Verhältnis von Leben und Arbeit zu prägen. Im Kern schlagen sie auch eine Brücke von der rein ehrenamtlichen, unentgeltlichen Arbeit einerseits zu der klassischen Erwerbsarbeit andererseits. Sie sind darüber hinaus ein starker Motivator für bürgerschaftliches Engagement.

Fünf Kernforderungen zur Bundestagswahl 2013:

  • Tauschsysteme sind als gemeinnützige Initiativen ohne gewerbliche Interessen anzuerkennen.
  • Die Arbeit in Tauschsystemen ist als freiwilliges Bürgerengagement einzustufen.
  • Das bürgerschaftlichen Engagement in den Tauschsystemen muss durch staatliche Förderung gestützt und erweitert werden. Die Bereitstellung von Räumen oder eine Anschubfinanzierung für neu entstehende Tauschsystemprojekte sind dabei wichtige Bausteine.
  • Die laufende Organisations- und Vernetzungsarbeit benötigt eine entsprechende Grundfinanzierung, in die auch Mitgliederbetreuung und Öffentlichkeitsarbeit einfließen muss.
  • Über eine materielle Förderung hinaus ist die ideelle Unterstützung vor allem auf der lokalen Ebene (z.B. Sozial- und Jobcenter, Bürgerbüros etc.) von großer Bedeutung und daher auszubauen.

Diesen Text gibt es nachfolgend auch als PDF zum Download. Weitergabe ist ausdrücklich erwünscht!
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